Finanzen, Geld & Kapital

Fehler bei Geldanlage und Vermögensaufbau – so verhindern Anleger und Sparer Irrtümer

Statistiken zufolge verschenken Anleger Jahr für Jahr mehrere Milliarden Euro an Erträgen, weil sie sich zum Beispiel für die falsche Geldanlage entscheiden oder nicht über Risiken und Kosten aufgeklärt sind. Tatsächlich gibt es am Finanzmarkt zwar relativ einfache Anlageprodukte, wie zum Beispiel das Tagesgeld oder die Festgeldanlage. Trotzdem können auch diese Anlagen nicht die perfekte Lösung darstellen, denn gerade im Bereich der sehr sicheren und verzinsliche Anlagen verschenken Bürger bares Geld.

In dem Zusammenhang möchten wir im Beitrag einige der häufigsten Fehler nennen, die es im Bereich Geldanlage und Vermögensaufbau gibt. Dabei geht es nicht nur um verschenkte Erträge, sondern insbesondere ebenfalls um unnötige Verluste, die häufig durch Unwissenheit entstehen.

 

Fehler 1: Altersvorsorge planen und zu wenig Geld sparen

 

Ein erster Fehler, der relativ vielen Sparern passiert, bezieht sich auf den privaten Vermögensaufbau. In erster Linie dient dieser häufig zur privaten Altersvorsorge, sodass zum Beispiel ab dem 67. Lebensjahr aus einen Sparvertrag eine monatliche Rente entnommen wird. Ein gravierender Fehler besteht darin, dass die Sparrate für das eigentliche Ziel, Kapitalsumme XY, zu gering ist. Das lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen.

 

Nehmen wir an, dass Sie gerne ab Ihrem 67. Lebensjahr über ein Vermögen in Höhe von 200.000 Euro verfügen möchten, um sich davon eine monatliche Zusatzrente von 1.000 Euro auf Ihr Konto auszahlen zu lassen. Nehmen wir weiter an, dass Sie momentan 37 Jahre alt sind und dementsprechend 30 Jahre Zeiten haben, in den Sparplan einzahlen. Wenn Sie sich jetzt allerdings zum Beispiel für eine monatliche Sparrate in Höhe von 100 Euro entscheiden, wäre das zu gering. Mit diesem Beitrag würden Sie nämlich bei einer angenommenen Jahresrendite von 5,8 Prozent später lediglich ein Vermögen in Höhe von 95.000 Euro haben.

 

Die gute Nachricht ist, dass Sie diesen Fehler sehr leicht vermeiden. Es gibt im Internet eine Reihe sogenannter Sparplan-Rechner. Dort geben Sie zum Beispiel vor, welches Kapital Sie sich in welchem Zeitraum wünschen. Der Rechner teilt Ihnen dann unter Eingabe der voraussichtlichen Rendite mit, wie viel Sie dafür monatlich in den Sparvertrag einzahlen müssten. Eine solche Berechnung würde für unser Beispiel wie folgt aussehen:

 

  • Angestrebtes Guthaben mit 67 Jahren: 200.000 Euro
  • Spardauer: 30 Jahre
  • Rendite pro Jahr: 5,8 %
  • Monatliche Sparrate: 212 Euro

 

Fehler 2: Keine Streuung des Anlagekapitals vornehmen

 

Ein weiterer Fehler wird ebenfalls von vielen Anlegern gemacht. Er besteht darin, keine Streuung des eigenen Kapitals vorzunehmen. Das bedeutet, Sie investieren zum Beispiel 20.000 Euro in eine bestimmte Aktie, ohne anderweitig zusätzliche Anlageformen zu nutzen. In dem Fall gehen Sie ein unnötig hohes Risiko ein. Erleidet der Aktienwert größere Kursverluste oder geht die AG sogar in die Insolvenz, könnte das für Sie einen Totalverlust bedeuten. Dieses Risiko lässt sich deutlich reduzieren, nämlich durch die sogenannte Diversifikation.

 

Das bedeutet, Sie würden in dem Fall die 20.000 Euro nehmen und das Kapital zum Beispiel auf vier unterschiedliche Aktienwerte oder andere Anlageprodukte mit jeweils 5.000 Euro aufteilen. Sie erreichen durch die Diversifikation nicht nur eine Reduzierung des Gesamtrisikos, sondern oftmals sogar optimierte Renditen. Das hat damit zu tun, dass Sie Ihr Kapital nicht in vollem Umfang sehr sicher und damit renditeschwach investieren, sondern zumindest einen Teil rentabler anlegen. Die Diversifikation ist sehr einfach zu praktizieren. Sie müssen sich lediglich entscheiden, in welchem Umfang Sie Ihr Geld auf welche Anlageprodukte aufteilen.

 

Fehler 3: Aktien-Geheimtipps vertrauen

 

Ein dritter Fehler ist zwar menschlich verständlich, führt aber dennoch häufig zu unnötigen Verlusten. Er besteht darin, dass Anleger im Aktienbereich an sogenannte Geheimtipps glauben. Das sind Empfehlungen meistens völlig unbekannter Personen, die beinhalten, dass angeblich eine bestimmte Aktie enormes Kurspotenzial hat. In dem Fall werden natürlich bestimmte Emotionen geweckt, insbesondere das schnelle und leichte Geld verdienen.

 

In der überwiegenden Mehrheit aller Fälle erleiden Anleger jedoch bei derartigen Geheimtipps Verluste. Das kommt aufgrund des folgenden Ablaufs zustande, der typisch für derart unseriöse Geheimtipps ist:

 

  1. Tippgeber kauft Aktien in größerem Umfang selbst
  2. Aktie wird als Geheimtipp veröffentlicht und insbesondere in den Social-Media Kanälen beworben
  3. Anleger kaufen die Aktie vermehrt
  4. Kurs des Aktienwertes steigt deutlich
  5. Tippgeber verkauft seine Position mit Gewinn
  6. Kurs bricht ein

 

Dieser Fehler lässt sich nicht ganz so einfach vermeiden, weil an der Stelle Emotionen eine nicht unwichtige Rolle spielen. Auf jeden Fall ist zu sagen, dass Sie kritisch bei sehr euphorisch klingenden Empfehlungen sein sollten. Wird zum Beispiel damit geworben, dass eine Aktie in den nächsten Wochen ein Kurspotenzial von über 100 Prozent hat, ist das schlichtweg als unseriös zu bezeichnen. Zudem werden die Anleger oft noch unter Zeitdruck gesetzt, indem davon gesprochen wird, dass diese einmalige Chance nur wenige Tage oder Wochen existiert.

 

Fehler 4: Sie überschätzen Ihre Fähigkeiten

 

Ebenfalls menschlich ist ein vierter Fehler, der Sie aber dennoch im Anlagebereich bares Geld kosten kann. Einige Anleger vertrauen weder ihrem Berater noch sonstigen Experten, sondern möchten selbst entscheiden, in welche Anlageprodukte sie Geld investieren. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden, jedoch sollten Sie sich dann möglichst gut an den entsprechenden Märkten auskennen. Das gilt nicht für sehr simple Finanzprodukte, wie zum Beispiel das Tagesgeld oder Spareinlagen. Möchten Sie allerdings in eines der folgenden Anlageprodukte investieren, sollten Sie tatsächlich eine gewisse Fachkenntnis besitzen und bestenfalls ebenfalls Erfahrungen:

 

  • Aktien
  • Sachwerte wie Antiquitäten oder Edelmetalle
  • Nachrangdarlehen
  • Beteiligungen
  • Geschlossene Fonds
  • ETFs und aktiv gemanagte Fonds (eingeschränkt)

 

Wichtig zur Vermeidung dieses Fehlers ist, dass Sie schlichtweg Ihre eigenen Fähigkeiten nicht überschätzen. Sie können sich zwar umfangreich über nahezu jedes Anlageprodukt im Internet informieren. Es ist jedoch wichtig, dass Sie ein bestimmtes Hintergrundwissen haben und zumindest einschätzen können, wie hoch das Risiko ist, welche Kosten anfallen und welche Vor- und Nachteile die jeweilige Anlageform hat.

 

Fehler 5: Wertentwicklung (Performance) mit Rendite gleichsetzen

 

Für manche Anleger gibt es gerade beim Ertrag einer Geldanlage verwirrende Begriffe, die nicht selten miteinander verwechselt werden. Das sind zum Beispiel:

 

  • Zinsen
  • Erträge
  • Einnahmen
  • Renditen
  • Gutschriften

 

Letztendlich ist es nicht so kompliziert, wie es scheint. Mit dem Ertrag oder den Einnahmen einer Geldanlage ist meistens die nominale Gutschrift gemeint, zum Beispiel in Form von Zinsen. Diese darf jedoch nicht gleichgesetzt werden mit der Rendite. Der entscheidende Unterschied ist, dass zum Beispiel eine Zinsgutschrift noch nicht die Kosten beinhaltet, die vielleicht im Zusammenhang mit der Geldanlage entstehen. Das ist ausschließlich bei der Rendite der Fall. Wenn wir einen Fonds als Beispiel nehmen, wäre es dementsprechend ein Fehler, wenn Sie die Kaufentscheidung nur aufgrund der vergangenen Performance (Wertentwicklung) treffen.

 

Stattdessen ist es deutlich sinnvoller, dass Sie sich zusätzlich mit den Kosten auseinandersetzten. Wenn Sie zunächst die Wertentwicklung als Grundlage nehmen und davon die Kosten abziehen, erhalten Sie im Ergebnis die durchschnittliche Rendite, die Sie erzielen können. Diese kann zum Teil wesentlich geringer als die reine Wertentwicklung sein. Das zeigt insbesondere das folgende Beispiel aus der Praxis:

 

  • Wertentwicklung der Fondsanteile (ein Jahr): 7,3 %
  • Fondskosten (inklusive Ausgabeaufschlag): 2,3 %
  • Rendite: 5,0 %

 

Auf den ersten Blick scheint der Ertrag bei diesem Fonds mit einer Wertentwicklung in Höhe von 7,3 Prozent überdurchschnittlich gut. Ziehen Sie allerdings die nicht unerheblichen Kosten ab, bleibt eine Rendite in Höhe von 5 Prozent übrig. Dann wären vielleicht andere Anlageprodukte attraktiver, die weniger Kosten haben. Diesen Fehler können Sie entsprechend vermeiden, indem Sie sich bei jedem Anlageprodukt nicht nur mit der reinen Wertentwicklung in der Vergangenheit auseinandersetzen, sondern zusätzlich auf die Kosten achten.

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