Im Bereich der Anlage in Wertpapiere gibt es mehrere Strategien, die Anleger – teilweise gleichzeitig und in Kombination – nutzen können. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass Sie längerfristig in Aktienwerte investieren möchten. Eine der bekannten Grundlagenstrategien ist das sogenannte Rebalancing, welches häufig in Verbindung mit antizyklischem Handeln gebracht wird. Eingesetzt wird das Rebalancing oftmals von Vermögensverwaltern, die Gelder ihrer Kunden verwalten. Deshalb möchten wir uns im folgenden Beitrag näher damit beschäftigen, worum es sich beim Rebalancing handelt, wie es funktioniert und was die entsprechenden Ziele und Vorteile sind.
Was bedeutet Rebalancing?
Aus dem Englischen übersetzt bedeutet Rebalancing so viel wie ausbalancieren. Im Finanzbereich ist damit gemeint, dass Sie für eine gewünschte Gewichtung innerhalb eines Portfolios sorgen. Das kann zum Beispiel die Gewichtung einzelner Wertpapiere sein, die Sie in Ihrem Depot haben. Deren Verhältnis zueinander verschiebt sich immer dann, wenn es entsprechend Veränderungen bei den Kursen und Preisen gibt. Das wiederum ist regelmäßig bei den folgenden Wertpapierarten der Fall:
- Aktien
- Aktiv gemanagte Fonds
- ETS
- (Anleihen)
Anleihen stehen deshalb in Klammern, weil deren Kurse häufig nur wenig schwanken und daher kaum eine Veränderung der Gewichtung im Portfolio alleine durch diese Rentenpapiere entsteht. Das ist allerdings kein Grundsatz, denn auf der anderen Seite existiert eine Reihe von festverzinslichen Wertpapieren, bei denen sich die Kurse sehr wohl auch in deutlichem Umfang verändern können. Auf jeden Fall ist es so, dass nun durch das Rebalancing nach Kursveränderungen und damit nach einer Verschiebung der Gewichtung versucht wird, diese ursprüngliche Zusammensetzung wieder herzustellen.
Wie funktioniert das Rebalancing?
Grundsätzlich funktioniert das Rebalancing relativ einfach, auch wenn es sich auf den ersten Blick nach einer komplizierteren Strategie anhört. Die Maßnahmen, die unter dem Begriff Rebalancing zusammengefasst werden, gliedern sich vor allem denen in die folgenden, zeitlich aufeinander aufbauenden Aktivitäten:
- Check des Portfolios vornehmen
- Veränderungen im Depot im Hinblick auf die Gewichtung feststellen
- Maßnahmen ergreifen, um die ursprüngliche Zusammensetzung (Gewichtung) wieder herzustellen
Lassen Sie uns kurz auf diese einzelnen Punkte eingehen. Grundlage für das spätere Rebalancing ist natürlich, dass Sie einen Depotcheck vornehmen und dabei prüfen, ob und welche Veränderungen es bei den Einzelpositionen gegeben hat. Das kann zum Beispiel sein, dass eine Aktie im Wert deutlich gestiegen ist, während ein anderes Wertpapier im Kurs eine negative Entwicklung vollzogen hat. In dem Zusammenhang müssen Sie sich festlegen, ab welcher prozentualen Veränderung der Gewichtung Sie eingreifen möchten. So können Sie beispielsweise definieren, dass Sie ein Rebalancing unter der Voraussetzung vornehmen, dass sich die Gewichtung untereinander um mindestens 10 % verschoben hat.
Ist das der Fall, müssten Sie entsprechende Maßnahmen ergreifen. Diese beinhalten, dass Sie die mittlerweile übergewichteten Positionen reduzieren und auf der anderen Seite eventuell zum Beispiel Aktien aufstocken, die an Gewicht verloren haben. Sie müssen allerdings in dem Zusammenhang prüfen, ob die einzelnen Positionen es noch rechtfertigen, dass Sie diese im Depot halten oder sogar nachkaufen. Wie das Rebalancing in der Praxis funktioniert, möchten wir im Folgenden anhand eines Beispiels erläutern.
Beispiel für das Ausbalancieren des Depots
Um das Rebalancing zu veranschaulichen, gehen wir im ersten Schritt von der folgenden, ursprüngliche Zusammensetzung Ihres Depots / Portfolios aus:
- Aktie A: 10.000 Euro (Gegenwert)
- Aktie B: 10.000 Euro
- Rentenpapier: 10.000 Euro
- Aktiv gemanagter Fonds: 20.000 Euro
- ETFs: 10.000 Euro
Die ist Ihre ursprüngliche Zusammensetzung, die auch die Gewichtung innerhalb des Portfolios von Aktien, Rentenpapieren, aktiv gemanagten Fonds und ETFs zeigt. Gehen wir nun davon aus, dass sich – zur Vereinfachung – bei nur zwei Positionen innerhalb Ihres Portfolios Veränderungen ergeben haben. Zum einen ist der Kurs der Aktie A um 30 Prozent gestiegen, sodass dieses Wertpapier entsprechend eine höhere Gewichtung im Depot hat. Auf der anderen Seite haben Sie mit den aktiv gemanagten Fonds einen Verlust von 40 Prozent erlitten, sodass die Zusammensetzung Ihres Portfolios nun mit den entsprechenden Gegenwerten wie folgt aussieht:
- Aktie A: 13.000 Euro (Gegenwert)
- Aktie B: 10.000 Euro
- Rentenpapier: 10.000 Euro
- Aktiv gemanagter Fonds: 12.000 Euro
- ETFs: 10.000 Euro
Sie sehen also, dass die Aktie A zum einen eine höhere Gewichtung als ursprünglich hat, während der aktiv gemanagte Fonds zum anderen an Gewicht verloren hat. Daraus resultieren nun Ihre Maßnahmen. Diese bestehen darin, dass Sie zum einen für ungefähr 3.000 Euro die Aktie A verkaufen und damit vielleicht sogar einen Gewinn mitnehmen können. Zum anderen würden Sie für das Rebalancing Anteile am aktiv gemanagten Fonds im Gegenwert von rund 8.000 Euro zukaufen, damit Sie wieder den ursprünglichen Gegenwert von 20.000 Euro erreichen. Nach diesen Maßnahmen ist damit die eigentliche Zusammensetzung und interne Gewichtung Ihres Portfolios wiederhergestellt.
Welches Ziel hat das Rebalancing?
Im Grunde gibt es zwei Ziele, die mit dem Rebalancing verbunden sind und durchaus voneinander abhängen. Das sind:
- Ursprüngliche Zusammensetzung des Portfolios wiederherstellen
- Antizyklisches Handeln mit Erfolg
Das erste Ziel ist relativ klar und transparent, nämlich die ursprüngliche Zusammensetzung des Portfolios durch das Rebalancing wieder herzustellen. Das hat vor allem den Zweck, dass Sie stets das Risikoprofil mit Ihrem Depot haben, für welches Sie sich ursprünglich einmal entschieden haben. Würden nämlich beispielsweise die Aktienpositionen eine immer höhere Gewichtung einnehmen, würde sich dadurch tendenziell auch das Risiko insgesamt des Portfolios erhöhen, weil Aktien normalerweise etwas risikoreicher als zum Beispiel Rentenpapiere sind.
Das zweite Ziel besteht darin, durch die entsprechenden Rebalancing Maßnahmen antizyklisch zu handeln. Sie verkaufen in dem Fall nämlich beispielsweise die Aktie A, weil zuvor die Kurse deutlicher gestiegen sind. Auf der anderen Seite kaufen Sie im Beispiel die Anteile am offenen Aktienfonds nach, und zwar auf einem relativ günstigen Niveau, da die Preise zuvor gefallen sind. Exakt das wird als antizyklisches Handeln bezeichnet, nämlich bei steigenden und höheren Kursen zu verkaufen, während Sie bei gefallenen und niedrigeren Kursen die entsprechenden Wertpapiere erwerben.
Wie oft sollte ich das Ausbalancieren vornehmen?
Wie eingangs bereits erwähnt, wird das Rebalancing oft unter anderem von Vermögensverwaltern genutzt. Das zeigt unter anderem, dass es sich um eine erprobte Anlagestrategie handelt. Doch wie oft sollten Privatanleger überhaupt das auf Ausbalancieren ihres Depots vornehmen? Diese Frage lässt sich nur unter Einbezug des angedachten Anlagehorizontes beantworten. Umso längerfristiger Sie investieren möchten, desto größer können auch die Zeiträume sein, auf deren Grundlage Sie ein Ausbalancierten des Portfolios vornehmen.
Haben Sie zum Beispiel einen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren, müssen Sie natürlich nicht jeden Monat wegen einiger Prozent Veränderungen in der Gewichtung aktiv werden. Sinnvoll wäre dann zum Beispiel ein jeweiliger Zeitraum von sechs Monaten, nach dem Sie Ihre Positionen auf eine Veränderung in der Gewichtung überprüfen. Wie an anderer Stelle bereits ausgeführt, sollte Sie sich zuvor eine Marke setzen, ab welcher prozentualen Veränderung einzelner Positionen und im Verhältnis zum Gesamtbestand im Portfolio Sie mit dem Rebalancing aktiv werden möchten.
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