So können Verbraucher von den niedrigen Zinsen profitieren
Es stimmt erst einmal, dass wir ein historisch niedriges Zinsniveau erreicht haben. Die Umlaufrendite beispielsweise, das ist die Durchschnittsrendite aller in Deutschland im Umlauf befindlichen, festverzinslichen Staatsanleihen erster Bonität, ist tendenziell seit den 90er Jahren ständig weiter gefallen. Im Jahre 2000 lag sie um 5,25%, im Jahre 2005 bei 3,3%, im Jahre 2010 sackte sie von 3% auf 2% ab, und heute liegt sie deutlich unter 1%.
Das ist eine schallende Ohrfeige für alle Sparer. Die dahinter stehende Absicht ist der dringende Wunsch der europäischen Wirtschaftspolitik, die Konjunktur anzukurbeln, um Wachstum zu schaffen, denn Sparer, die keine Zinsen mehr kriegen, sind viel eher bereit, ihr Geld auszugeben, und Betriebe sind viel eher bereit, zu investieren, zumal frisches Geld nun so billig zu haben ist.
Die Situation für den Kreditnehmer
Man könnte meinen, dass sich die Mähr vom billigen Geld bzw. vom niedrigen Zins noch nicht wirklich bei allen Banken herum gesprochen hat. Der Normalbürger und Normalverdiener, der ab und an sein Girokonto überziehen muss, wundert sich nämlich immer wieder über die horrenden Zinsbestrafungen durch seine Hausbank. Wenn er sich auf diese einfache, unkomplizierte Weise mal für paar Wochen etwas Geld leiht, dann schlagen die Zinsen gleich mit 10, 12 oder mehr Prozentpunkten (pro Jahr) zu Buche.
Kredit ist nicht gleich Kredit
Ja, das stimmt. Die Banken lassen sich den so genannten Überziehungskredit fürstlich bezahlen. Es scheint fast so, als könnten/würden die Banken mit all ihren Angestellten davon leben können. Ein typischer Wert für einen Überziehungskredit liegt heute bei ungefähr 8,5%. Das schwankt aber von Bank zu Bank. Noch schlimmer verhält es sich mit dem so genannten geduldeten Überziehungskredit. Hierbei kommt die Bank seinem Kunden mit besonderem Vertrauen entgegen, das sie aber nicht umsonst gewähren mag.
In dem Moment, wenn der Überziehungskredit schon voll ausgereizt ist, das kann, je nach den vertraglich festgelegten Nutzungsbedingungen der Bank bei 50% bis 100% des regelmäßigen monatlichen Einkommens liegen, dann duldet die Bank sozusagen mit Schweißperlen auf der Stirn auch noch darüber hinaus gehende Fehlbeträge auf dem Konto. Wie weit und wie lange das gehen kann, das ist recht unterschiedlich, aber der geforderte Zins schnellt an dieser Stelle in die Höhe, 16 und mehr Prozent sind da auch heute noch durchaus üblich.
Im Ernstfall hilft nur die Umschuldung
Die meisten Banken bieten heute Verbraucherkredite im Bereich zwischen 3 bis 5% an, je nach Kreditrahmen und Bonität des Kreditnehmers. Damit lässt sich dann erst mal ein hoffnungslos überzogenes Girokonto so auffüllen, dass einen die Überziehungszinsen nicht mehr so arg erdrücken. Diese Art der Hilfestellung gilt in unserer Gesellschaft natürlich nicht für die schwächste Schicht.
Wer hoch verschuldet ist, und nur Hartz IV Leistungen empfängt, die ab und an wegen eines verpassten Termins auch mal temporär gestrichen werden, erhält natürlich keinen Verbraucherkredit für eine Umschuldung. Nach der merkwürdigen Logik der Banken können gerade diese Menschen prima ihren geduldeten Überziehungskredit weiter berappen.
Günstige Baudarlehen / Baufinanzierung
Steigen wir nun endlich etwas nach oben in den gesellschaftlichen Kasten. Wer bauen kann und will, hat heute sehr gute Karten und sollte das auch unbedingt ausnutzen. Die kreditgebende Bank wird bestrebt sein, sich als Gläubiger erstrangig im Grundbuch mit eintragen zu lassen, was in der Regel beim Kauf gleich durch den Notar mit veranlasst werden kann.
Dadurch wird im Falle eines drastischen Zahlungsverzuges die Bank automatisch zum Eigentümer der Immobilie, was für die Bank eine so gute Besicherung darstellt, dass ein Baudarlehen heute mit ungefähr nur gut 2% verzinst werden kann. Aber so ein Baudarlehen ist eben tatsächlich gebunden an ein Bauvorhaben. Man wird es nicht schaffen, ein Baudarlehen für die Ablösung eines Überziehungskredits zu kriegen.
Der Bausparvertrag im Überblick
Der Start eines Bausparvertrages wird dem Sparer erst einmal mit einer ordentlichen Abschlussprämie von ca. 3% der Bausparsumme versüßt. Dafür gilt das Versprechen eines besonders günstigen Baudarlehens für den Fall, dass später tatsächlich eine Immobilie gekauft wird. Als die Zinsen noch höher lagen, gab es tatsächlich einen gewissen Spielraum für die Bausparkassen, sonstige Baudarlehen leicht zu unterbieten, so dass dieses Angebot manchen Sparern als verlockend erschien.
Heute ist es aber eher so, dass die Bausparkassen die anderen, sozusagen normalen Baudarlehen gar nicht mehr unterbieten können. Im Zuge der Konkurrenz der vielen Direktbanken haben die Bauherren heute bei ihren Verhandlungen mit den Banken, wenn sie dies dann tun, eine recht gute Ausgangsposition.
Konsumkredite sollten vermieden werden
An dieser Stelle nun erreichen wir die 0%-Marke, denn wer etwas verkaufen möchte, ist immer bereit, einen Verhandlungsbonus drauf zu legen. So arbeiten beispielsweise die großen Auto- oder Möbelhäuser direkt mit bestimmten Banken zusammen oder haben bereits ihre hauseigene Bank gegründet, so dass die Vergabe zinsloser Kredite im direkten Zusammenhang mit dem Verkauf eines werthaltigen Produkts sehr schnell und unkompliziert zu regeln ist.