Der allgemeine Preisanstieg bei den Kreditzinsen ist mit 2023 auch an den Dispozinsen nicht spurlos vorübergegangen. Lagen die Zinsen für die Nutzung einer Kreditlinie auf dem Girokonto vor knapp einem Jahr im Durchschnitt bei unter 10 Prozent, so sind sie mittlerweile (im Durchschnitt) auf über 11 Prozent angestiegen. Für Kontoinhaber ist es daher umso wichtiger, die Möglichkeiten zu kennen, um die Dispozinsen zu reduzieren oder grundsätzlich eine günstigere Finanzierung in Anspruch zu nehmen.
Was ist der Dispositionskredit?
Die Grundlage für die von den Banken berechneten Dispozinsen ist der sogenannte Dispositionskredit. Das ist eine Kreditlinie, die Kontoinhabern auf ihrem Girokonto bereitgestellt wird. Die Höhe dieses Dispos ist individuell, beläuft sich allerdings häufig auf das dreifache Nettomonatseinkommen. Vorteilhaft am Dispositionskredit ist, dass dieser schnell und liquide in Anspruch genommen werden kann. Zinsen werden zudem nur für solche Tage berechnet, an denen das Girokonto im Minus ist und dementsprechend der Dispo beansprucht wurde.
Der große Nachteil des Dispositionskredites sind die vergleichsweise hohen Zinsen, die bei Inanspruchnahme an die Bank gezahlt werden müssen. Diese werden als Dispozinsen bezeichnet und meistens seitens der Bank innerhalb des alle drei Monate stattfindenden Rechnungsabschlusses belastet.
Warum sind die Dispozinsen relativ hoch?
Im Allgemeinen sind kurzfristige Kredite wie der Dispokredit bei Banken fast immer teurer, als wenn Sie ein langfristiges Darlehen aufnehmen. Das zeigen eindrucksvoll die nachfolgenden Durchschnittszinsen, die Sie momentan für die drei am häufigsten genutzten Standardkredite der Kreditgeber zahlen müssen:
- Immobiliendarlehen: ca. 3,5 %
- Ratenkredit: ca. 7 %
- Dispokredit: ca. 11,5 %
Je längerfristiger der Kredit ist, desto geringere Zinsen müssen Sie zahlen. Wenn wir uns zum Beispiel im Vergleich einerseits den Immobilienkredit und andererseits den Dispositionskredit betrachten, stellen wir fest, dass Sie für die Überziehung des Girokontos mehr als dreimal so viel Zinsen zahlen, als wenn Sie sich für einen sehr langfristig ausgelegten Immobilienkredit entscheiden.
Der Grund besteht darin, dass die Banken beim Dispo stets Geld zur Verfügung halten müssen, denn sie wissen nicht, wann welche Kunden ihr Konto überziehen und damit die Kreditlinie in Anspruch nehmen werden. Beim Immobilienkredit hingegen lässt sich das viel besser kalkulieren, denn der Kreditgeber weiß genau, für welchen Zeitraum das Geld wann zur Verfügung steht. Der Ratenkredit ist in der Hinsicht eine Art Mischung, aber auch hier lässt sich seitens der Bank deutlich besser kalkulieren, wann welche Summe zur Verfügung gestellt werden soll.
Dispozinsen durch Vergleich der Angebote einsparen
Kommen wir nun zu den Möglichkeiten, die Sie als Bankkunde haben, um bei den teuren Dispozinsen Kosten einzusparen. Eine Möglichkeit besteht darin, dass Sie die Angebote miteinander vergleichen. In solchen Vergleichen wird häufig festgestellt, dass es zum Teil größere Unterschiede bei den Zinssätzen gibt. Hilfreich sind zum Beispiel Auswertungen der Stiftung Warentest (Finanztest), die Banken regelmäßig auch im Hinblick auf die zu zahlenden Dispozinsen untersuchen.
Hier kommt nicht selten heraus, dass zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot eine Differenz von über fünf Prozent an Dispozinsen liegt. Was sich auf den ersten Blick nicht unbedingt nach einer großen Ersparnis anhört, kann auf ein Jahr gerechnet durchaus dazu führen, dass Sie mehrere Hundert Euro an Kosten einsparen können. Dazu die folgende Vergleichsrechnung:
Dispokredit bei Bank A
Durchschnittliche Kontoüberziehung: 8.000 Euro
Dispozins: 11,8 %
Zinsen pro Jahr: 944 Euro
Dispokredit bei Bank B
Durchschnittliche Kontoüberziehung: 8.000 Euro
Dispozins: 8,5 %
Zinsen pro Jahr: 680 Euro
In diesem Vergleich erkennen Sie, dass Sie beim teureren Angebot im Jahr knapp 950 Euro an Dispozinsen zahlen, beim günstigeren jedoch lediglich 680 Euro. Das führt zu einer Ersparnis in Höhe von jährlich etwa 260 Euro.
Umschuldung in einen Ratenkredit häufig möglich
Eine andere Alternative, wie Sie zukünftig den hohen Dispozinsen entgehen können, ist die Umschuldung in einen Ratenkredit. Diese machen häufig Sinn, was auf die folgenden Ursachen zurückzuführen ist:
- Dispositionskredit wird häufig über ein Jahr genutzt
- Kreditlinie schöpfen Kontoinhaber oft in großem Umfang oder vollständig aus
- Konto wird nicht ausgeglichen, obwohl dies problemlos möglich wäre
Diese Verhaltensweisen der Kunden führen dazu, dass der Dispokredit nicht so genutzt wird, wie es eigentlich vorgesehen ist. Eigentlich soll die Kontoüberziehung lediglich zum Überbrücken eines kurzfristigen Liquiditätsengpasses dienen, nämlich für einen Zeitraum von wenigen Monaten. Zahlreiche Bankkunden haben ihren Dispositionskredit jedoch zum Teil schon viele Jahre beansprucht, zudem nicht in geringem Umfang.
Eine Maßnahme wäre es deshalb, einen Ratenkredit aufzunehmen und den negativen Kontosaldo und damit den Dispositionskredit auszugleichen. Sie haben anschließend den Vorteil, dass Sie (deutlich) geringere Zinsen zahlen und zudem aktiv Schulden abbauen. Nach vielleicht drei oder vier Jahren wäre der Ratenkredit getätigt und Sie hätten dementsprechend keine Schulden bei der Bank mehr. Sie müssen lediglich darauf achten, dass Sie den Dispokredit aussteuern oder zumindest erheblich reduzieren lassen. Tun Sie das nicht, haben Sie mit dem Ratenkredit und dem weiterhin existierenden Kreditrahmen auf Ihrem Girokonto Ihre Schulden sogar noch vergrößert.
Kreditkartenrahmen als Option keine gute Idee
Manche Kunden kommen durchaus auf die Idee, ihren Kreditkartenrahmen als Alternative zur Inanspruchnahme des Dispositionskredites zu nutzen. Dass das keine gute Idee ist, zeigt ein Blick auf die durchschnittlichen Sollzinsen. Nehmen Sie Ihren Kreditkartenrahmen in Anspruch, kostet Sie das nicht selten zwischen 15 und 20 Prozent. Damit sind die Sollzinsen sogar höher als die Dispozinsen, sodass diese Option schnell verworfen werden sollte.
Rahmenkredit als eventuelle Alternative
Neben dem Ratenkredit gibt es noch eine weitere Alternative zum Dispokredit, die (deutlich) günstiger ist. Sie ist sogar etwas flexibler als der Ratenkredit, denn auch hier geht es um eine Kreditlinie. Diese wird Ihnen allerdings nicht auf dem Girokonto (wie beim Dispo der Fall) zur Verfügung gestellt, sondern stattdessen auf einem separaten Darlehenskonto. Es handelt sich um den sogenannten Rahmenkredit. Die Bank genehmigt Ihnen einen Kreditrahmen, den Sie – ähnlich wie beim Dispokredit – ausschöpfen oder in Anspruch nehmen können, aber nicht müssen. Der Vorteil sind schlichtweg die im Durchschnitt geringeren Zinskosten, denn die üblichen Darlehenszinsen bewegt sich momentan meistens zwischen 6,9 und 8,9 Prozent.
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