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Fremdwährungskredit zur Finanzierung – Vor- und Nachteile sollten Sie kennen


Die meisten Verbraucher wendet sich an ihre Hausbank, wenn sie zum Beispiel eine Finanzierung benötigen und entsprechend einen Kredit aufnehmen möchten. Das gilt insbesondere unter der Voraussetzung, dass eine Immobilienfinanzierung notwendig ist. In dem Fall bieten die Banken entweder ein Tilgungsdarlehen oder alternativ ein Annuitätendarlehen an, welches die beliebtesten Form der Immobilienkredite darstellt. Was Kreditsuchende oft nicht wissen: Es gibt mit dem Fremdwährungsdarlehen eine mögliche Alternative oder Ergänzung. Allerdings handelt es sich nicht um eine einfache Darlehensart.

 

Welche Darlehen gibt es in der Baufinanzierung?

 

Eine klassische Baufinanzierung besteht häufig aus mehreren Darlehensarten, die oft kombiniert werden. Das sind im Wesentlichen:

 

  • Annuitätendarlehen
  • Tilgungsdarlehen
  • Endfälliges Darlehen

 

Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, mit etwas Vorlaufzeit einen Bausparvertrag abzuschließen und entsprechend später ein Bauspardarlehen in Anspruch zu nehmen. Ebenfalls gibt es KfW-Förderdarlehen, die häufig in eine Immobilienfinanzierung eingebunden werden. All diese Kredite haben naturgemäß gemeinsam, dass sie von der Währung her in Euro vergeben werden und auch in dieser Währung zurückgezahlt werden müssen. Das allerdings bedeutet, dass Sie als Kreditsuchender quasi stets an das inländische Zinsniveau gebunden sind, denn danach richten Banken ihre eigenen Zinssätze aus. Anders stellt sich hingegen beim Fremdwährungsdarlehen dar.

 

Was ist ein Fremdwährungskredit?

 

Die Haupteigenschaft eines Fremdwährungskredites lässt sich am Namen ableiten. Sie besteht darin, dass dieses Darlehen nicht in Euro, sondern in einer anderen Währung vergeben wird. Aus Sicht eines deutschen Kreditnehmer sind das sämtliche Währungen außer dem Euro, die als Fremdwährung gelten. Theoretisch, aber nicht praktisch, können Fremdwährungsdarlehen in jeder beliebigen Währung vergeben werden. Letztendlich sind es allerdings vor allem die sogenannten Weltwährungen, die ein Fremdwährungskredit beinhaltet. Das sind unter anderem:

 

  • US-Dollar
  • Britisches Pfund
  • Schweizer Franken

 

Manchmal werden Fremdwährungskredite ebenfalls in norwegischen Kronen oder auch in schwedischen Kronen vergeben. Entscheidend ist, dass sowohl die Auszahlung der Darlehenssumme als auch die spätere Rückzahlung in der fremden Währung erfolgen muss. Welche Vorteile hat ein solches Fremdwährungsdarlehen überhaupt?

 

Was sind die Vorteile eines Fremdwährungskredites?

 

Es gibt im Wesentlichen zwei Vorteile, die bei einem Fremdwährungskredit auftreten können, allerdings nicht zwangsläufig müssen. Die Vorzüge sind:

 

  • Niedrigerer Kreditzins
  • Währungsgewinne

 

Lassen Sie uns diese zwei eventuellen Vorteile etwas näher ausführen. Einen günstigeren Zins beinhalten Fremdwährungskredite immer dann, wenn das Zinsniveau im entsprechenden Ausland niedriger als in Deutschland ist. Nehmen wir dazu an, dass die durchschnittlichen Bauzinsen hierzulande bei 3,2 Prozent liegen. Wenn Sie nun ein Fremdwährungsdarlehen aus Norwegen erhalten, könnte das Zinsniveau dort bei zum Beispiel 2,6 Prozent liegen. Dann käme der Zinsvorteil tatsächlich zum Tragen.

 

Der zweite, ebenfalls mögliche Vorteil wird sich erst am Ende der Laufzeit, nämlich bei Fälligkeit des Fremdwährungskredites, zeigen. Grundsätzlich ist das Fremdwährungsdarlehen mit der fremden Währung verbunden, die allerdings sowohl bei der Auszahlung der Kreditsumme als auch bei der notwendigen Rückzahlung gegenüber dem Euro zu vergleichen ist. Das bedeutet, dass Sie bei Fälligkeit des Fremdwährungskredites entweder einen Währungsgewinn erzielen oder Währungsverluste erleiden. Es kommt darauf an, wie sich im Laufe der Jahre der entsprechende Devisenkurs entwickelt hat. Darauf möchten wir etwas näher eingehen, weil diese Konstruktion sicherlich für viele Kreditsuchende nicht einfach zu verstehen ist.

 

Wann gibt es Währungsgewinne und wann erleiden Sie Währungsverluste?

 

Eine der entscheidenden Fragen im Zusammenhang mit einem Fremdwährungsdarlehen ist, wann Währungsgewinne entstehen und wann Sie mit Währungsverlusten rechnen müssen. Dazu gibt es einen relativ einfachen Merksatz, der lautet: Steigt der Wert der jeweiligen Fremdwährung gegenüber dem Euro, so erleiden Sie Währungsverluste. Daraus folgt, dass im gegenteiligen Fall Währungsgewinne entstehen, nämlich wenn der Wert der Fremdwährung gegenüber dem Euro sinkt.

 

Nehmen Sie also beispielsweise ein Fremdwährungsdarlehen in US-Dollar auf und wird der Dollar gegenüber dem Euro bis zur Fälligkeit des Darlehens schwächer würden Sie in dem Fall Währungsgewinnen erzielen. Fällt hingegen der Devisenkurs, wird der Dollar also gegenüber dem Euro stärker, dann würde das für Sie Währungsverluste bedeuten. Entscheidend ist immer die Gegenüberstellung des Devisenkurses, wenn Sie das Darlehen aufnehmen und des Währungskurses bei Fälligkeit des Kredites. Dazu müssen Sie wissen, dass es sich beim Fremdwährungskredit um ein sogenanntes endfälliges Darlehen handelt. Das bedeutet, dass während der Laufzeit nur die Zinsen gezahlt werden, die Tilgung wird hingegen vollständig auf das Fälligkeitsdatum verschoben.

 

Fremdwährungsdarlehen mit Vermögensaufbau kombinieren

 

Aufgrund der Tatsache, dass es sich beim Fremdwährungskredit fast immer um ein endfälliges Darlehen handelt, müssen Sie später auf einen Schlag die gesamte Kreditsumme in der Fremdwährung zurückzahlen. Das wiederum erfordert viel Kapital, welches Sie zu diesem Zeitpunkt haben müssen. Mögliche Quellen dafür sind häufig:

 

  • Auszahlung einer Kapitallebensversicherung
  • Erbschaft
  • Verkauf einer (anderen) Immobilie

 

Sind diese Kapitalquellen nicht zu erwarten, sollten Sie das endfällige Darlehen in Form des Fremdwährungskredites immer mit einem regelmäßigen Vermögensaufbau kombinieren. Sie zahlen also faktisch die nicht stattfindende Tilgung in Form von Sparraten ein und können den Fremdwährungskredit mit dem Guthaben später vollständig tilgen, wenn die Rechnung wie geplant aufgeht.

 

Fremdwährungskredit sollte einen kleinen Teil der Baufinanzierung ausmachen

 

Insbesondere aufgrund des angesprochen Risikos, nämlich dass durch das Fremdwährungsdarlehen (erhebliche) Verluste entstehen können, sollte diese Kreditart nur einen kleineren Teil Ihrer Baufinanzierung ausmachen. Das bedeutet, dass Sie auf keinen Fall zum Beispiel 50 Prozent des Finanzierungsbedarfs über einen Fremdwährungskredit decken sollten, weil einfach das Risiko zu hoch ist. Stattdessen halten viele Fachleute die folgende Aufteilung im Rahmen der Immobilienfinanzierung in unterschiedliche Darlehensarten für durchaus sinnvoll:

 

  • Annuitätendarlehen: 60 %
  • Bauspardarlehen: 20 %
  • KfW-Darlehen: 10 %
  • Fremdwährungsdarlehen: 10 %

 

Mehr als maximal 20 Prozent sollte der Fremdwährungskredit nicht anteilig an der gesamten Baufinanzierung ausmachen. Wenn Sie sich dann noch für eine der großen Weltwährungen entscheiden, wie zum Beispiel den US-Dollar, ist es zumindest nicht sehr wahrscheinlich, dass Sie hohe Währungsverluste erleiden müssen. Trotzdem müssen Sie damit rechnen, dass der Kurs des US-Dollars sich beispielsweise innerhalb einer Laufzeit von 15 oder 20 Jahren, die Fremdwährungskredit haben können, durchaus im schlechtesten Fall zwischen 20 und mehr Prozent in die aus Ihrer Sicht falsche Richtung bewegen. Das würde bedeuten, dass Sie eben diese 20 oder sogar 40 Prozent mehr zurückzahlen müssen, als Sie ursprünglich ausgezahlt bekommen haben.

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