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Welche Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge habe ich?


Etwa 25,84 Millionen Menschen in Deutschland erhalten aktuell Renten in irgendeiner Form. Männer erhalten dabei eine durchschnittliche Altersrente in Höhe von 1.226 Euro (brutto!) pro Monat, Frauen hingegen nur 733 Euro. Nur etwa 10 Prozent aller Rentnerinnen und Rentner erhalten de facto eine Altersrente von mehr als 1.800 Euro pro Monat. Hält man das momentane, durchschnittliche Monatsbruttoeinkommen der Deutschen in Höhe von 3.975 Euro entgegen, so wird offensichtlich, dass die Altersrente allein schon jetzt nicht mehr ausreicht, um den individuellen Lebensabend zu finanzieren. Viele Deutsche haben das bereits erkannt und sorgen – neben der gesetzlichen Rente – mittlerweile auch privat vor. Entsprechend boomt aktuell der Markt für private Altersvorsorge-Produkte wie beispielsweise Versicherungen oder Fonds. Rund 2.330 Milliarden Euro waren vor der Pandemie in der derartige Vorsorge-Produkte investiert. Und damit rund ein Drittel der Privatvermögen der Deutschen in Höhe von circa 6.500 Milliarden Euro im Jahre 2019. Damit wandert im Schnitt jeder dritte Einkommenseuro in derartige Vorsorge-Produkte. Doch, sind private Rentenversicherungsprodukte in Zeiten niedriger Sparzinsen sowie historisch hoher Inflationen überhaupt noch empfehlenswert? Der nun folgende Artikel soll einmal umfassend über alle Möglichkeiten hinsichtlich der privaten Altersvorsorge aufklären und warum diese notwendiger denn je erscheint.

 

Warum überhaupt selbst vorsorgen?

 

Es gibt verschiedene Gründe, weswegen Sie Ihre individuelle Altersvorsorge – neben der gesetzlichen Rente – in die eigenen Hände nehmen sollten. Zunächst einmal, wir werden im Schnitt immer älter: Lag die durchschnittliche Lebenserwartung im Jahre 1990 noch bei 75,2 Jahren, so wurden Menschen im Jahre 2015 im Schnitt 81 Jahre alt – Tendenz weiterhin steigend. Dies bedeutet für Sie ganz automatisch, dass Ihr Vermögenspolster fürs Alter jetzt ganze 6 Jahre länger halten muss, als beispielsweise vor 30 Jahren. Doch auch ganz strukturelle Probleme sorgen dafür, dass in Sachen private Altersvorsorge unbedingt ein Umdenken stattfinden muss:

 

  • sinkende Rentenniveaus
  • immer mehr Rentenlücken
  • historisch hohe Inflationsraten fressen Geldvermögen auf
  • niedrige Sparzinsen [sowie Negativzinsen] machen viele Anlageformen unrentabel

 

Wir möchten in den nun folgenden Unterabschnitten gern einmal detaillierter auf die genannten Punkte eingehen.

 

Sinkende Rentenniveaus

 

Unter dem Begriff „Rentenniveau“ ist das Verhältnis zwischen der im Alter zu erwartenden Standardrente und dem aktuellen Durchschnittseinkommen zu verstehen. Das Rentenniveau an sich ist seit vielen Jahren rückläufig – es bezifferte sich im Jahre 2000 auf 52,90 Prozent des letzten Nettolohns und beläuft sich aktuell auf rund 48,20 Prozent. Experten gehen zudem von einem weiteren Absinken des Rentenniveaus auf nur noch 43 Prozent bis zum Jahre 2030 aus.

 

Rentenlücke

 

Bei der Rentenlücke handelt es sich um die prozentuale oder nominale Differenz zwischen dem letzten, vor Rentenantritt erzielten Nettoeinkommen und der gesetzlich zustehenden Altersrente. Handelt es sich um eine Rentenlücke, so steht Ihnen als potenziellem Rentenempfänger voraussichtlich weniger zu, als Sie tatsächlich benötigen, um Ihren Lebensstandard auch im Alter aufrechterhalten zu können. Die Rentenlücke gilt es nun – durch gezielte, private Vorsorgen – zu schließen, beziehungsweise zu verkleinern.

 

Historisch hohe Inflation

 

Im Oktober dieses Jahres (Stand: 2021) stiegen die Verbraucherpreise um satte 4,50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies dürfte perspektivisch dazu führen, dass die ohnehin schon hohe, zugrundeliegende, durchschnittliche Inflationsrate der Bundesrepublik Deutschland in Höhe von 2,20 Prozent pro Jahr weiterhin ansteigt. Private Geldvermögen verlieren damit kontinuierlich an Wert und sorgen damit dafür, dass Erspartes fürs Alter schnell an Wert verliert, insofern dieses nicht inflationssicher angelegt wird.

 

Niedrige Sparzinsen [sowie Negativzinsen]

 

Tagesgeldkonten und Sparbücher werfen aktuell kaum nennenswerte Renditen um die 0,00 bis 0,10 Prozent ab ab. Auch Festgeldanlagen stellen mit durchschnittlich 0,32 Prozent Sparzins (für zweijährige Festgeldanlagen) derzeit keine wirkliche Alternative dar, um der aktuellen Inflationsrate adäquat entgegenzuwirken. Schlimmer noch: Girokonten verlangen für das „Parken“ von größeren Geldmengen (in der Regel > 50.000 Euro) mittlerweile sogar Strafzinsen in Höhe von durchschnittlich -0,50 Prozent!

 

Alle Vorsorgemöglichkeiten in puncto private Altersvorsorge auf einen Blick

 

Neben der gesetzlichen Rente stehen Ihnen als potenziellen Privatanleger, beziehungsweise Privatvorsorger eine Reihe an Möglichkeiten zur Verfügung, sich entsprechende Rücklagen oder ein zusätzliches Einkommen fürs Alter aufzubauen. Hier daher einmal ein paar lukrative Anlageformen für Sie:

 

  • private [fondsgebundene] Rentenversicherungen
  • [fondsgebundene] Lebensversicherungen
  • Aktien-Sparpläne (in Wachstums-, Dividenden- oder Value-Aktien)
  • ETF-Sparpläne (in breitgefächerte Welt-ETFs)
  • P2P- und P2B-Kredite (über Kreditanbahner auf Kreditplattformen)
  • Immobilien (um von Mieteinnahmen, Leibrenten oder Verkaufserlösen profitieren zu können)

 

Wir möchten Ihnen die einzelnen Möglichkeiten innerhalb der nun folgenden Unterabschnitte gern einmal näher vorstellen.

 

Private Rentenversicherungen

 

Eine fondsgebundene Rentenversicherung verbindet einen Fondssparplan mit einer lebenslangen Rentenzahlung. Dabei investiert die private Rentenversicherung die eingezahlten Versicherungsbeiträge (abzüglich Gebühren) in breitgefächerte Fondsanlagen. Oftmals mit einem Garantiezins in Höhe von 1,00 bis 2,00 Prozent versehen, so bieten fondsgebundene Rentenversicherungen darüber hinaus aktuell Renditen zwischen 6,00 und 7,00 Prozent.

 

Lebensversicherungen

 

Auch fondsgebundene Lebensversicherungen kommen in puncto private Altersvorsorge selbstverständlich infrage. Im Gegensatz zu den fondsgebundenen Rentenversicherungen zielen diese aber nicht darauf ab, ein zusätzliches Renteneinkommen fürs Alter zu schaffen, sondern einen Kapitalstock, der zu Rentenbeginn komplett ausgeschüttet wird. Hierfür sind fondsgebundene Lebensversicherungen oftmals mit einem Garantiezins in Höhe von 0,00 bis 0,25 Prozent ausgestattet und bieten durchschnittliche Renditen zwischen 2,00 und 6,00 Prozent.

 

Aktien-Sparpläne

 

Ebenfalls lukrativ erscheint die Direktanlage in Aktien, bei denen es sich um Beteiligungen am Eigenkapital von Unternehmen handelt. Es gibt Aktien in folgenden Varianten:

 

  • Wachstumsaktien (diese schütten keine Erträge aus, sondern reinvestieren alle Gewinne gleich wieder ins Unternehmen)
  • Dividendenaktien (diese bieten Ihren Anteilseignern in regelmäßigen Abständen [freiwillige] Gewinnausschüttungen)
  • Value-Aktien (hierbei handelt es sich um einen Mix aus Wachstums- und Dividendenaktien, die regelmäßig ausschütten, deren Ausschüttungen aber überverhältnismäßig ansteigen)

 

Wer sich für die Direktanlage in Aktien (zum Beispiel per Aktiensparplan) entschließt, der kann so im Schnitt mit 8,30 Prozent Rendite pro Jahr rechnen. Die übliche Dividendenrendite bei Aktien aus dem DAX (oder auch: „Deutscher Aktienindex“) beläuft sich beispielsweise auf zwischen 3,00 und 4,00 Prozent. Durch Dividenden können Sie sich fürs Alter Stück für Stück ein passives Nebeneinkommen aufbauen!

 

ETF-Sparpläne

 

Breitgefächerte Welt-ETFs wie zum Beispiel der MSCI World-ETF erzielen sogar durchschnittliche Renditen von bis zu 9,00 Prozent! Es handelt sich bei ETFs (oder auch: „Exchange Traded Funds“) ganz grundsätzlich um indexbasierte Aktienfonds, die einer passiven Anlagestrategie folgen. Das heißt, dass die sich im Fonds befindlichen Anlageprodukt nicht von einem Fondsmanager ausgewählt werden, sondern einen kompletten Markt abbilden. Bei einem DAX-ETF beinhaltet dieser beispielsweise alle 40 Einzelwerte des DAX. Insgesamt stellen ETFs für Sie als potenziellen Privatanleger damit eine besonders risikoarme und renditestarke Anlageklasse dar.

 

P2P- und P2B-Kredite

 

Als gute Beimischung im individuellen „Altersvorsorge-Portfolio“ eignen sich außerdem noch P2P- sowie P2B-Kredite (oder auch: „Peer-to-Peer“- sowie „Peer-to-Business“-Kredite). Bei diesen handelt es sich um Privatkredite, die Sie als potenzieller Anleger an Privatkreditnehmer oder Unternehmen vergeben. Oftmals geschieht dies über Kreditvermittlungsplattformen wie beispielsweise Mintos oder Bondorra. Über diverse Kreditanbahner, beziehungsweise abgesichert durch Rückkaufgarantien, können Sie so mitunter überdurchschnittliche Renditen zwischen 7,00 und 10,50 Prozent erwirtschaften. Da es sich hierbei dennoch um ein vergleichsweises risikoreiches Unterfangen handelt, empfehlen wir, nicht mehr als 5 bis 10 Prozent der individuellen Altersvorsorge in diese Anlageklasse zu investieren!

 

Immobilien

 

Eine weitere, gute Möglichkeit, um fürs Alter vorzusorgen, stellen sicherlich auch Immobilien dar. Diese auch als „Betongold“ bezeichnete Anlageklasse bietet gleich eine Fülle an Optionen, um Geld zu verdienen:

 

  • passive Einkommensströme in Form von Mieteinnahmen zu generieren
  • passive Einkommensströme in Form von Leibrenten erzielen
  • Verkauf mit Gewinn im Alter

 

Auf die einzelnen Varianten (die sich im Übrigen auch gut kombinieren lassen) möchten wir in den nun folgenden Unterabschnitten noch genauer erklären.

 

Mieteinkommen

 

In Deutschland erzielen Sie durch die Vermietung von Wohn- und Gewerbeimmobilien im Schnitt eine durchschnittliche Nettomietrendite in Höhe von 2,00 bis 5,00 Prozent. Die durch Ihre vermieteten Immobilien generierten Mieteinnahmen können Ihnen im Alter zur Sicherung Ihres individuellen Lebensstandards sowie zum Schließen der Rentenlücke verhelfen.

 

Leibrenten

 

Ähnlich wie Mieteinnahmen funktionieren auch die sogenannten „Leibrenten“. Bei einer Leibrente handelt es sich um nichts anderes, als um eine wiederkehrende Zahlung, die Sie vom Zahlungsempfänger für die Überlassung einer Sache (in dem Fall die Überlassung der betreffenden Immobilie) bis zum Tod erhalten. Hierbei treten Sie das Eigentum Ihrer Immobilie ab und erhalten dafür monatliche oder jährliche Leibrenten.

 

Verkauf im Alter

 

Nach Ablauf der Spekulationsfristen (3 Jahre für eigengenutzte Immobilien, beziehungsweise 10 Jahre für vermietete Immobilien) können Sie Ihre Immobilien steuerfrei (und idealerweise mit Gewinn) veräußern. Geschieht das zu Rentenbeginn, so haben Sie ab da – neben der gesetzlichen Rente – einen stattlichen Vermögenszugewinn, mit dem Sie Ihre individuelle Rentenlücke ebenfalls schließen können, indem Sie den Verkaufserlös ab da Stück für Stück abtragen und erneut investieren.

 

Wie sollte das individuelle Portfolio zusammengestellt werden?

 

Abhängig von Ihrer individuellen Einkommenssituation, Ihrem Risikoprofil sowie Ihrem Lebensalter sollten Sie Ihr Portfolio natürlich strategisch klug ausrichten und gegebenenfalls regelmäßig anpassen, beziehungsweise umschichten. Ganz allgemein empfehlen wir Ihnen jedoch die folgenden Dinge:

 

  • investieren Sie möglichst breit diversifiziert in eine große Auswahl an unterschiedlichen Anlageklassen
  • nutzen Sie festverzinsliche Wertpapiere (zum Beispiel Anleihen, Festgeldanlagen oder Tagesgeldeinlagen) als „Rettungsanker“ für Ihr Portfolio (diese steigen und fallen nicht im Wert)
  • setzen Sie auf eine ausgeklügelte Anlagestrategie

 

Zu den beliebtesten Anlagestrategien zählen beispielsweise die folgenden:

 

  • „Buy-and-Hold“ (hier verkaufen Sie Ihre einmal gekauften Anlageprodukte nie, beziehungsweise halten diese für einen sehr langen Zeitraum)
  • „70/30“ (hier setzen Sie auf breitgefächerte Welt-ETFs mit einem 70-prozentigen Fokus auf den „MSIC World“, beziehungsweise einem 30-prozentigen Fokus auf „Emerging Markets-ETFs“)
  • „Growth-Strategie“ (hier investieren Sie vorrangig in Wachstumsaktien oder ETFs, die diese Art von Aktien abbilden)
  • „Dividenden-Strategie“ (hier investieren Sie bevorzugt in Unternehmen, die Dividenden ausschütten, beziehungsweise in ETFs, die selbiges tun)
  • „Value-Strategie“ (hier investieren Sie bevorzugt in unterbewertete Value-Aktien)

 

Wie viel Geld sollte ich in meine private Altersvorsorge investieren?

 

Um Ihren Lebensstandard auch bis in hohe Alter beibehalten zu können, sollten Sie nach Einschätzung von Experten im Schnitt zwischen 10 und 15 Prozent dauerhaft in die private Altersvorsorge investieren. Das entspricht bei einem aktuellen Durchschnittsnettoeinkommen in Deutschland in Höhe von 24.539 Euro pro Jahr, beziehungsweise rund 2.044 Euro netto pro Monat einem monatlichen Investitionsbetrag in Höhe von 204 bis 307 Euro. Investieren Sie idealerweise diesen Betrag in eine möglichst große Anzahl an Anlageklassen. Beispielhaft könnten Sie bei einem monatlichen Investitionsbetrag in Höhe von 250 Euro folgendermaßen vorgehen:

 

  1. 100 Euro pro Monat in einen ausschüttenden Welt-ETF investieren
  2. 100 Euro pro Monat in ein Immobilienportfolio stecken (als Zuzahlung zur eigentlichen Immobilienfinanzierung)
  3. 25 Euro pro Monat in P2P- und/oder P2B-Kredite investieren
  4. 25 Euro pro Monat in Anleihen oder auf dem Tagesgeldkonto ansparen

 

FAQs zum Thema private Altersvorsorge

 

  • Wie hoch ist das aktuelle Rentenniveau?

Antwort: Das derzeitige Rentenniveau beläuft sich auf durchschnittlich 48,20 Prozent des Durchschnittseinkommens in Deutschland.

 

  • Muss ich privat vorsorgen neben der gesetzlichen Rente?

Antwort: Vor allem für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist die private Altersvorsorge durchaus sinnvoll. Nutzen Sie hierfür am besten breit gestreute Kapitalmarktanlagen.

 

  • Wie hoch sollte der prozentual vom Nettoeinkommen in die private Altersvorsorge investierte Anteil sein?

Antwort: Investieren Sie idealerweise zwischen 10 und 15 Prozent Ihres individuellen Nettoeinkommens in die private Altersvorsorge.

 

  • Warum lieber im Alleingang investieren und weniger über Versicherungsgesellschaften?

Antwort: Versicherungsgesellschaften veranschlagen für ihre Finanz- und Anlageprodukte oftmals hohe Gebühren, die die individuelle Rendite beträchtlich schmälern können.

 

Fazit zum Thema „Welche Möglichkeiten habe ich zur privaten Altersvorsorge?“

 

In Zeiten sinkender Rentenniveaus, Rentenlücken und weitreichender Altersarmut sollten Sie die individuelle Altersvorsorge unbedingt in die eigenen Hände nehmen. Nutzen Sie hierfür am besten breit diversifizierte Kapitalmarktanlagen in Form von Indexfonds sowie Immobilien-REITs oder tätigen Sie gar Direktinvestitionen in Aktien oder Immobilien. Sparpläne können Sie vielerorts bereits ab 10 Euro pro Monat einrichten und für sich arbeiten lassen. Bauen Sie sich so – Stück für Stück – einen beachtlichen Vermögensstock oder ein passives Nebeneinkommen fürs Alter auf, damit Sie Ihren aktuellen Lebensstandard auch dann noch beibehalten können. Lassen Sie sich zu dieser Thematik aber unbedingt auch von einem erfahrenen und vor allem unabhängigen Finanz- und Altersvorsorge-Berater informieren. Wir wünschen Ihnen jedenfalls viel Erfolg bei Ihrer privaten Altersvorsorge!

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