Auf was muss ich bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung achten?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (oder kurz „BU“ genannt) zählt neben der Unfallversicherung zum Zweig der sogenannten Invaliditätsabsicherung und damit zu einer der wichtigsten, privatwirtschaftlichen Versicherungen. Rund 15,2 Millionen Menschen haben innerhalb der Bundesrepublik Deutschland aktuell einen BU-Versicherungsvertrag. Die Anzahl der Versicherungsnehmer ist in diesem Bereich seit vielen Jahren konstant ansteigend. Sicherlich zählt eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu einer der komplexeren Versicherungsthematiken. Um hier nicht den Überblick über Leistungen, Vertragspflichten, Auswahlkriterien sowie beim Vertragsabschluss als solches zu verlieren, soll der nun folgende Artikel einmal als wichtige Informationsquelle dienen. Wir möchten Ihnen in diesem Zusammenhang innerhalb der folgenden Abschnitte einmal folgende Dinge genauer aufzeigen:
- Was eine Berufsunfähigkeitsversicherung überhaupt ist
- Auf was Sie bei der Auswahl Ihrer BU besonders achten sollten
- Wie teuer gute Berufsunfähigkeitsversicherungen sind
- Auf was Sie beim Vertragsabschluss Ihrer BU achten sollten
Befassen wir uns also zunächst mit der Frage, wie sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung genau definiert und wofür Sie diese überhaupt brauchen.
Was genau ist eigentlich eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Kurz gesagt: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sichert Sie als potenziellen Versicherungsnehmer finanziell ab, insofern Sie aufgrund von Krankheit oder Unfall Ihren Beruf für einen längeren Zeitraum oder dauerhaft nicht mehr ausüben können. Hierfür muss eine durch einen Arzt attestierte, mindestens 50-prozentige Berufsunfähigkeit vorliegen, damit die Versicherer zahlen. Sollten Sie also als „berufsunfähig“ attestiert werden, erhalten Sie aus Ihrer BU fortan monatliche Zahlungen in Form einer Berufsunfähigkeitsrente. Die Höhe der BU-Rente hängt maßgeblich davon ab, wie hoch diese im Versicherungsvertrag verankert wurde und nicht vom letzten Verdienst. Die BU dient also der generellen Erwerbsabsicherung Ihres real verfügbaren Einkommens, welches im Falle einer Berufsunfähigkeit nicht ohne weiteres zu ersetzen wäre. Insoweit ist es Ihnen möglich, Ihre Lebenshaltungskosten auch nach Verlust Ihrer beruflichen Leistungsfähigkeit durch Krankheit oder Unfall zu bestreiten. Grundsätzlich gibt es dabei drei Formen der Berufsunfähigkeitsversicherungen:
- eine selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung
- eine BU-Zusatzversicherung zu einer Risikolebensversicherung
- eine BU-Zusatzversicherung zu einer Kapitallebens- sowie Rentenversicherung
Was sind die wichtigsten Dinge bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung?
Im Grunde genommen zählt die BU-Versicherung für Arbeitnehmer zu den wichtigsten Versicherungen überhaupt, da diese die eigene Arbeitskraft – oder gewissermaßen das eigene „Humankapital“ – absichert. Das Risiko einer Berufsunfähigkeit ist in Deutschland vergleichsweise hoch: Rund jeder Vierte erleidet im Laufe seines Arbeitslebens früher oder später eine Berufsunfähigkeit. Der Abschluss einer BU wird für Arbeitnehmer daher dringend angeraten. Auf der anderen Seite sollten Sie aber auch bei der Auswahl Ihrer BU einige wichtige Dinge beachten. Wir haben Ihnen innerhalb der nun folgenden Unterabschnitte daher einmal die wichtigsten Punkte zusammengetragen, auf die Sie bei der Auswahl Ihrer individuellen BU-Versicherung unbedingt achten sollten.
Wählen Sie die richtige Rentenhöhe
Besonders wichtig ist die Auswahl der richtigen Rentenhöhe im Falle einer Berufsunfähigkeit. Denn die monatlichen Rentenzahlungen aus Ihrer BU sollen im Falle einer Berufsunfähigkeit ja Ihre potenziellen Ausgaben decken können – oder zumindest zu großen Anteilen. Empfohlen wird daher, dass die monatlichen BU-Rentenzahlungen mindestens 50 Prozent Ihres aktuellen Nettoeinkommens decken (jedoch keinesfalls unterhalb von 1.000 Euro liegen sollten). Einige Versicherer bieten sogar eine bis zu 80-prozentige Absicherung Ihres derzeitigen Einkommens an. Übrigens: Abgesicherte Höhe der Rentenzahlungen kann auch nach Vertragsabschluss regelmäßig angepasst werden. Der Grund dafür: Individuelle Lebenssituationen ändern sich beständig (Familie, Hausbau usw.).
Wählen Sie eine Beitragsdynamik
Eine Beitragsdynamik meint, dass Ihre monatlichen Beitragszahlungen und im Versicherungsvertrag verankerten BU-Rentenzahlungen im Schadenfall sich regelmäßig „von selbst“ anpassen. Zum Beispiel können sich diese an der durchschnittlichen Inflationsrate orientieren, um einen bestmöglichen Inflationsausgleich gewährleisten zu können. Und das ist auch besonders wichtig! Denn 100 Euro Rentenzahlung sind heute mehr wert, als beispielsweise in 20 Jahren! Die durchschnittliche Inflationsrate der Bundesrepublik Deutschland beträgt rund 2,20 Prozent. Wir empfehlen daher, dass Sie Ihre individuelle Berufsunfähigkeitsversicherung mindestens mit einer Beitragsdynamik in Höhe von 2,50 Prozent pro Jahr ausstatten. Nur so können Sie sichergehen, dass sich Ihr ursprüngliches Absicherungsniveau auch tatsächlich dauerhaft bewahrt.
Achten Sie auf eine Nachversicherungsgarantie
Um die potenziellen Rentenzahlungen Ihrer BU überhaupt nachträglich anpassen zu können, sollten Sie in Ihrem BU-Vertrag auf eine sogenannte „Nachversicherungsgarantie“ achten. Grundsätzlich müssen Sie als potenzieller Versicherungsnehmer vor Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung eine einmalige Gesundheitsprüfung über sich ergehen lassen – auf dieser Basis stuft die Versicherungsgesellschaft dann Ihr individuelles Risiko ein. Theoretisch ist eine solche Gesundheitsprüfung bei jeder nachträglichen Anpassung Ihrer BU notwendig – nicht jedoch, wenn der Vertrag über eine Nachversicherungsgarantie verfügt. Viele Versicherer bieten derartige Nachversicherungsoptionen beispielsweise im Rahmen der folgenden Ereignisse:
- Heirat
- Geburt der eigenen Kinder
- Hausbau
- und weitere [bis zu 15 verschiedene] Ereignisse
Auf die Versicherungs- und Leistungsdauer achten
Ebenfalls wichtig ist, dass die Versicherungs- und Leistungsdauer Ihrer BU bis zum tatsächlichen Renteneintrittsalter läuft. Denn bis dahin brauchen Sie den Schutz Ihrer BU ja unbedingt! Unter dem Begriff „Versicherungsdauer“ ist die Laufzeit Ihrer BU zu verstehen und unter „Leistungsdauer“ ist der Zeitraum zu verstehen, bis zu welchem Sie im Falle einer Berufsunfähigkeit BU-Rentenzahlungen erhalten können.
Ein Fallbeispiel:
Sie schließen eine BU mit einer Versicherungs- und Leistungsdauer bis zu Ihrem 60. Lebensjahr ab. Sie planen jedoch mit 65 Jahren in Rente zu gehen. Zwischen Ihrem 61. und dem 65. Lebensjahr verfügen Sie demnach über einen BU-Versicherungsschutz und erleiden im schlimmsten Fall eine Versorgungslücke!
Um finanziellen Engpässen und Versorgungslücken aus dem Weg zu gehen, sollten Sie die Versicherungs- und Leistungsdauer Ihrer BU auf Ihren tatsächlichen Renteneintritt legen.
Achten Sie auf Prognosezeiträume und rückwirkende Leistungen
Weitere, wichtige Begriffe im Kontext mit der BU sind der „Prognosezeitraum“ und „rückwirkende Leistungen“. Unter dem Begriff Prognosezeitrum ist der Zeitraum zu verstehen, den Sie mindestens berufsunfähig sein müssen, bevor Sie überhaupt BU-Rentenzahlungen aus Ihrer BU erhalten. Die meisten BU-Versicherungen sind diesbezüglich mit einem Prognosezeitrum von 6 Monaten ausgestattet. Sollten Sie vor Ablauf des Prognosezeitraums wieder berufsfähig werden, müssen bereits ausgezahlte Beträge unter Umständen wieder von Ihnen rückerstattet werden. Auf der anderen Seite kann es sein, dass Ihre Berufsunfähigkeit länger andauert, als vom Arzt prognostiziert, weswegen Sie die Leistungen aus Ihrer BU unter Umständen rückwirkend ausbezahlt bekommen. Daher sollten Sie bei Ihrem BU-Vertrag unbedingt auch darauf achten, dass potenzielle Leistungen im Fall der Fälle auch rückwirkend ausbezahlt werden!
Nutzen Sie kostengünstige Einsteigertarife
Je früher Sie Ihre BU abschließen, desto günstiger sind in der Regel auch deren Versicherungsbeiträge. Der Grund: Im jungen Alter und mit einem tendenziell besseren, gesundheitlichen Hintergrund stellen Sie für die Versicherer ein geringeres Risiko dar. Zudem bieten viele Versicherer Ihre Berufsunfähigkeitsversicherungen bereits für Studenten oder Azubis an. Derartige Angebote werden auch als „Einsteigertarife“ oder „Einsteiger Angebote“ bezeichnet. Diese sollten – wie weiter oben bereits erwähnt – unbedingt mit der entsprechenden Nachversicherungsgarantie ausgestattet werden. Trotz dessen, dass der Geldbeutel in jungen Jahren eher schmaler ist, kann sich genau dann der Abschluss einer BU besonders lohnen.
Achten Sie auf eine weltweite Gültigkeit Ihrer BU
Ihre BU-Police sollte natürlich auch im Ausland gelten. Und zwar im Urlaub, als auch bei einem geplanten Auswanderungsvorhaben! Viele Versicherer fordern in diesem Kontext, dass Ihr individueller Wohnsitz sich in Deutschland oder zumindest in einem EU-Land befindet. Gleichwohl ist der BU-Schutz im Ausland bei vielen Versicherern beschränkt. Planen Sie also einen längeren Auslandsaufenthalt (beruflich oder privat), so sollte Ihre BU die dafür notwendige Flexibilität aufweisen. Darüber hinaus sollte diese die Leistungen auch an Sie überweisen, insofern Sie während Ihrer Berufsunfähigkeit ins Ausland ziehen. Viele Versicherer fordern diesbezüglich regelmäßige Arztatteste, um Ihre fortlaufende Berufsunfähigkeit regelmäßig bescheinigen zu lassen. Für diese müssten Sie dann stets nach Deutschland zurückkehren, was finanziell eine große Belastung darstellen kann. Durch leistungserweiternde Klauseln kann hier ein weltweiter Versicherungsschutz Ihrer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung realisiert werden.
Wie teuer sind gute Berufsunfähigkeitsversicherungen?
Die Kosten für Ihre BU sind von einer Vielzahl an Kriterien abhängig:
- von Ihrem Alter
- von Ihrem Beruf
- ob Sie Extremsportarten betreiben
- von Ihrem Gesundheitszustand
- von Ihrem Wohnort
- von der gewählten Höhe der BU-Rente
- vom Leistungszeitraum
- von den von Ihnen gewählten Kriterien (siehe oben)
Gute und günstige Versicherungsangebote gibt es für einen Angestellten mit 1.000 Euro BU-Rentenabsicherung bereits ab 50 bis 70 Euro pro Monat. Nach oben oder unten hin gibt es aber nahezu keine Grenzen. Während günstige Einsteigertarife bereits ab 20 Euro pro Monat zu haben sind, kosten teure Tarife im bereits bestehenden Berufsleben und bei schwerer, körperlicher Tätigkeit stellenweise bis zu 150 Euro oder mehr an Monatsbeiträgen.
Was muss beim Abschluss einer BU beachtet werden?
Auch der Prozess des Versicherungsabschlusses beinhaltet speziell bei der Berufsunfähigkeitsversicherung einige Fallstricke. Denn bevor Sie tatsächlich eine BU-Versicherungspolice abschließen können, verlangen die Versicherer in der Regel das Ausfüllen eines sogenannten „Gesundheitsfragebogens“. In diesem findet dann quasi eine Bestandsaufnahme Ihrer gesundheitlichen Historie statt. Des Weiteren müssen Fragen über Ihren beruflichen sowie freizeitmäßigen Hintergrund beantwortet werden. Wir möchten Ihnen daher einmal den Antragsprozess als solches näher vorstellen. Bei diesem sind die Punkte Vorerkrankungen, Risikoanfragen sowie die Antragsstellung selbst von Bedeutung.
Vorerkrankungen
Diesbezüglich sollten Sie Ihre individuelle Patientenakte im Vorfeld der Antragsstellung genau prüfen. Denn die vorsätzliche Nichtangabe, die Verschleierung von Vorerkrankungen können später dazu führen, dass die BU nicht zahlt. Je weniger Vorerkrankungen Sie haben, desto günstiger fällt in der Regel der zu zahlende Beitrag aus. Unter Umständen können Sie aufgrund vieler Vorerkrankungen von einer BU aber sogar abgelehnt werden. Hier einmal ein paar häufige Vorerkrankungen und deren Auswirkung auf die Antragsstellung einer BU-Versicherung:
Vorerkrankungen, die zur Ablehnung führen: | Vorerkrankungen, die zu höheren Beiträgen führen: |
Alkoholabhängigkeit | Allergien |
Arteriosklerose | Asthma |
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen | Bandscheibenvorfälle |
Diabetes Typ 1 & 2 | Gicht |
Krebs | Schilddrüsenerkrankungen |
Multiple Sklerose | Bluthochdruck |
Parkinson | Migräne |
Risikovoranfrage
In der sogenannten „HIS-Wagnisdatei“ werden potenzielle Versicherungsanfragen sowie Versicherungsvorfälle für den Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erfassst. Daher sollten Sie keine individuellen Versicherungsanfragen in Bezug auf die BU bei vielen Versicherungsgesellschaften gleichzeitig anstellen. Es sei denn, es handelt sich dabei um eine sogenannte Risikovoranfrage. Mit dieser können Sie anonym und unverbindlich Ihre Chancen, beziehungsweise zu erwartenden Beiträge bei einer BU Ihrer Wahl in Erfahrung bringen. Die Risikovoranfrage nimmt in der Regel ein spezialisierter Makler vor. Dieser schwärzt Ihren Versicherungsantrag und macht somit alle persönlichen und auf Sie schließbaren Informationen unkenntlich. Es bleiben für die BU-Versicherung lediglich Ihre individuellen Gesundheits- und Berufsinformationen zur Auswertung. Sie erhalten dann im Anschluss eine kostenlose und unverbindliche Einschätzung von der jeweiligen Versicherungsgesellschaft zurück. Dies kann sich insgesamt durchaus lohnen, da bei der individuellen Risikobewertung nicht alle Versicherungen gleich vorgehen!
Versicherungsantrag
Sie sind die Risikovoranfrage abgeschlossen und der Gesundheitsfragebogen ausgefüllt und von der jeweiligen Versicherungsgesellschaft geprüft worden, so geht es im nächsten Schritt auch schon an die Antragsstellung. Hier müssen Sie Ihre individuellen Kontaktdaten in die Vertragsunterlagen eintragen und diese mit einem offiziellen Ausweisdokument wie zum Beispiel einem gültigen Personalausweis oder Reisepass per Post- oder Video-Ident-Verfahren oder live vor Ort in der Versicherungskanzlei verifizieren. Sobald dies getan wurde, werden die Unterlagen noch einmal von der Versicherungsgesellschaft geprüft, bevor Sie dann einen positiven Bescheid und Ihre Vertragsunterlagen von der Versicherung zurückerhalten. Die monatlichen Beiträge Ihrer neuen BU werden dann fortan von dem in Ihrem BU-Versicherungsvertrag angegebenen Konto eingezogen.
Fazit zum: „Was muss bei einer BU beachtet werden?“
Bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es einige Dinge zu beachten. Und zwar bereits bei der Auswahl der BU, im Vorfeld der Antragsstellung und bei der Antragsstellung selbst. Holen Sie sich hier idealerweise einen erfahrenen Ansprechpartner wie beispielsweise einen Versicherungsmakler als Berater mit ins Boot. Nutzen Sie darüber hinaus die Möglichkeit der kostenlosen und anonymen Risikoabfragen, bei denen Sie die Berufsunfähigkeitsversicherungen vieler Anbieter sondieren können. Bleiben Sie beim Ausfüllen der Gesundheitsfragebögen zudem immer bei der Wahrheit! Jede noch so kleine Abweichung kann Sie die im Schadenfall unbedingt benötigten BU-Rentenzahlungen kosten! Insgesamt handelt es sich bei der BU aus unserer Sicht aber um eine Versicherungspolice, auf die Sie speziell als Angestellter nicht verzichten können und sollten.